100km von Biel

15. Juni 2016 Aus Von Non-Stop-Ultra
Hallo Lauffreundinnen und Lauffreunde!  
Am Freitagmorgen, den 10. Juni um 6 Uhr ging es los. Lukas und ich starteten zum 100Km-Lauf nach Biel (Schweiz). Die Familie hatte mich angemeldet und es mir zu Weihnachten geschenkt. Da ich in den letzten Jahren verletzungsfrei geblieben bin, hatte ich mir einen 100ter vorgenommen, ihn aber immer wieder verschoben. Nun war es soweit. Beim 100Km-Lauf in Biel war ich schon 2001 und 2005 einmal am Start. Der Lauf wurde am Freitagabend um 22 Uhr gestartet. Dieses Mal hatte ich durch Lukas auch eine Fahrradbegleitung. Um 15 Uhr landeten wir in Biel: Startunterlagen abholen, das Fahrrad mit zusätzlichem Licht bestücken, Getränke und Wechsel-T-Shirt einpacken und bis zum Start nicht nervös werden.
Um 21 Uhr versammelten sich die ca. 200 Fahrradbegleiter. Durchweg tolle Mountainbikes, viele mit Elektroantrieb. Aber der Star von allen war Lukas mit seinem Rad. Aus Platzgründen hatten wir nur ein Klapprad mitgenommen. Kleine Räder, keine Gangschaltung, Dynamo, in orange mit Klingel und mit einem Polizeiaufkleber von 1980. Das Rad ist mindestens 36 Jahre alt! „Damit willst du 100Km fahren?“ war die meistgestellte Frage. Aber das Rad war in der Internationalen-Flüchtlingswerkstatt bestens hergerichtet worden. Mit Polizeibegleitung fuhren sie dann ab.
               
Bei Kilometer 22 würde ich Lukas das erste Mal treffen. Zwischen Kilometer 56 und 67 war auch keine Radbegleitung möglich. Dann erfolgte der Start zum 100km- und 56Km- Lauf. Für den 100Km-Lauf hatten sich ca. 1200 Läufer gemeldet. Es gab noch einen Halbmarathon und auch Staffeln, welche noch später starteten. Insgesamt erreichte man ca. 4400 Läufer. Auf den ersten Kilometern war es trocken und zu warm. Ich hatte ein Laufhemd und eine Weste an. Alle fünf Kilometer gab es Km-Schilder. Kilometer 5 erreichte ich nach 27min. Bis Kilometer 10 ging es hoch. Dort zeigte meine Uhr 59min und bei Kilometer 20 2:02Std.       
Es fing an zu nieseln. Jetzt war die Weste gut. Und Lukas war da. Ohne Lukas wäre alles viel schwerer gewesen. So konnte ich jederzeit ein paar Schluck trinken oder wie bei Kilometer 45 das Hemd wechseln. Die meiste Zeit war es trocken. Verpflegung gab es alle 10 bis 13 Km. Es war alles da: Brühe, Cola, Tee, Obst und Energieriegel. Dazwischen stationierte man auch Wasserstellen. Lukas staunte über die vielen Berge. Steigungen über 2 bis 3Km, wie der erste Berg beim Jahreswechsellauf, waren viel dabei. Mein Plan vor dem Lauf war es, den Kilometerpunkt 80 in 10 Stunden zu erreichen. Danach wollte ich nur ins Ziel kommen. Bei Km 56 musste ich ohne Lukas weiter. Es folgte nun der Hoi-tschi-Mingh-Pfad und es fing an, stark zu regnen. Jetzt kamen 10Km durch den Wald , über Wurzeln, glitschige Steine, uneben und dunkel.
         
Überholen war schwierig, überholt werden noch schlimmer. Aber die schnellen Läufer waren fast alles Staffelläufer. Endlich war der Waldweg vorbei. Auch Lukas war wieder da, der Regen war vorbei und es wurde heller.
         
Alles erschien gut, nur die Beine wollten es nicht glauben. In meinem Zeitplan hing ich zurück. Und bis Kilometer 77 ging es fast nur hoch. Aber jetzt fing Lukas an: Los hau rein, den da vor dir kannst du überholen. Und jetzt den nächsten. Und plötzlich ging es. Um so länger und steiler die Straße war, um so schneller wurde ich. Bei Kilometer 77 ging es lange runter. Lukas ist vorgerollt ( ihm tat der Po weh) und erwartete mich bei Kilometer 80.  Er rief “ 10 Std–10 Std“. Ich hatte es geschafft. Aber noch 20km bis zum Ziel. Zum Glück war aber alles flach.
         
Bei Km 90 kam Sturm auf und ein Wolkenbruch ergoss sich über uns. Bis zum Ziel gab es dann Dauerregen.     
Der letzte Km ging noch mal durch die Stadt. Dann lagen sich nach 12:34:45 Std. Vater und Sohn in den Armen. Bei Km 38 war ich 459. und im Ziel war ich 341. Dann ging ich ab zum Duschen, schnell Urkunde und T-Shirt abgeholt und ins Auto. Auf dem nächsten Rastplatz bauten wir im Auto zwei Betten und haben drei Stunden geschlafen. Dann sind wir bis Frankfurt weitergefahren, um bei Stefan Westemeyer zu übernachten. Denn am Sonntagmorgen wollten wir zum Sky-Run im MesseTurm: 1202 Stufen, 222 Höhenmeter, 61 Etagen. Lukas und ich kannten den Lauf aus dem Vorjahr. Nur war damals die Vorbereitung anders. Lukas startete 10 Minuten vor  mir. Wir waren beide ungewiss, wie es in diesem Jahr enden wird.
Ich kenne keinen Verrückten, den ich das fragen konnte. Aber es klappte sehr gut. Wir waren nur wenige Sekunden langsamer als 2015. Ich war sogar noch 2 Sek. vor Stefan.
Von allen 426 Starter wurde Lukas 170. in 11:25min., ich wurde 246. in 12:52min. und  Stefan 249. in 12:57min.
    
PS. Meine Beine sind OK. Am Montagnachmittag bin ich wieder mit Michael Fiekens gelaufen.    
Gruß Adalbert